Gallenwegserkrankungen
Ca. 20% der Bevölkerung weisen Gallenblasensteine auf. 10-20% dieser Patienten leiden unter Gallengangssteinen. Während symptomatische Gallenblasensteine operativ behandelt werden sind die Gallengangssteine die Domäne der Endoskopie.
Hierbei wird mit einem speziellen Seitblickendoskop (Duodenoskop) durch den Mund bis vor die Mündung des Gallengangs (Papille) im Zwölffingerdarm gespiegelt (ERCP) und der Schließmuskel aufgeschnitten (Papillotomie). In der Regel wird dann der Stein unter Röntgensicht mit einem Fangkorb oder einem dünnen Ballonkatheter aus dem Gallengang in den Zwölffingerdarm geborgen (Steinextraktion).
Bei einer durch Gallensteine ausgelösten Bauchspeicheldrüsenentzündung (biliäre Pankreatitis) sollte dies innerhalb 72 Stunden nach Schmerzbeginn erfolgen, bei steinbedingter eitriger Gallengangsentzündung (Cholangitis) sofort. Hierzu steht im Diakonissenkrankenhaus rund-um-die-Uhr ein Notfallteam zur Verfügung.
Die empfindlichste Methode zum Aufspüren auch kleiner Gallengangssteine ist die Endosonographie (Ultraschall von Innen). In jedem zweifelhaften Fall führen wir unmittelbar vor geplanter Gallengangsspiegelung (ERCP) eine Endosonographie (EUS) durch.
Bei ca. 10% der Fälle gelingt die Steinentfernung in der o.g. Weise nicht und man spricht von „komplizierter Choledocholithiasis“. Diese komplizierten Steine müssen dann innerhalb des Gallengangs mechanisch zerkleinert werden (mechanische Lithotripsie) oder unter direkter Sicht mit einem Miniendoskop (Cholangioskopie) elektrohydraulisch zertrümmert werden (elektrohydraulische Lithotripsie – EHL). Alle diese Methoden stehen in unserer Abteilung zur Verfügung.
Engstellen der Gallenwege können entzündlich, narbig oder durch einen Tumor bedingt sein. Eine Unterscheidung ist oft schwierig und gelingt am ehesten mit einem durch das Duodenoskop geführten Miniendoskop im Gallengang (Cholangioskopie), mit dem auch gezielt Proben entnommen werden können. Hierzu steht uns ein modulares Cholangioskopiesystem neuster Bauart (SpyGlass System) zur Verfügung.
Da es sich bei der für die ERCP nötigen Röntgendurchleuchtung um ein zweidimensionales Bild handelt, ist die Beurteilung v.a. von Engstellen oft schwierig. Im Diakonissenkrankenhaus ist eine der ersten Durchleuchtungsanlagen vorhanden, die durch Rotation des Röntgenarmes ein dreidimensionales Bild erzeugen kann.
Gallenwegsstenosen (Engstellen) können, je nach Art, mittels Ballondilatation, mit Plastikendoprothesen oder selbstexpandierenden Metallstents (SEMS) zeitweise oder langfristig behandelt werden.
Gallengangskarzinome (Klatskintumoren) werden meist erst in fortgeschrittenem Stadium entdeckt. Die Behandlungsmöglichkeiten in inoperablen Stadien sind sehr begrenzt.
Eine Besonderheit ist die photodynamische Therapie (PDT), bei der der Tumor mit einer Kombination aus Medikament (Photosenibilisator) und speziellem Laserlicht behandelt wird. Zwar kann auch hiermit keine langfristige Heilung erzielt werden, die wissenschaftlichen Ergebnisse – an denen wir selbst maßgeblich beteiligt waren - zeigen aber, dass mit der PDT eine deutliche Lebenszeitverlängerung erreicht werden kann. Wir bieten im Diakonissenkrankenhaus diese Methode ebenfalls an.
In Fällen, in denen das Gallenwegssystem nicht mehr über den Mund erreicht werden kann, z.B. nach Operationen oder bei ausgedehnten Tumoren, kann das Gallenwegssystem von Außen mittels PTCD drainiert werden. In einigen Fällen nach Operationen (z.B. Whipple´sche Operation) kann das Gallenwegssystem mit dem Ballonenteroskop erreicht werden.
Gutartige und lokal begrenzte bösartige Tumoren der Papille (Papillenadenom, Papillenkarzinom), werden endoskopisch ausgeschält (Papillektomie).
Terminvergabe:
Case Management
0721 8108-3288
Diakonissenstraße 28
OA Dr. Gert Zachmann
Leitung Endoskopie
Südendstraße 32
OA Dr. Andreas Deimel
Leitung Endoskopie
Endoskopische Assistenz
Ulrike Keller
Standortübergreifende Bereichsleitung